Die lachende Sphinx: ÜBER-ICH UND DU (Regie: Benjamin Heisenberg, D 2014)

Bild Über-Ich und Du
© Komplizenfilm

Wer etwas erinnern will, das er vielleicht nie vergaß, hat es doppelt schwer. In Benjamin Heisenbergs ÜBER-ICH UND DU werden die Figuren von allen möglichen seelischen Nöten geplagt: von selektiven Amnesien, die um die NS-Vergangenheit kreisen, von patriarchalischen Küchenphobien und kriminellen Mütter-Komplexen. Gerade richtig für eine aufgedrehte Farce, der nichts und niemand heilig ist, am allerwenigsten die Psychoanalyse, deren schönste Fragen André Wilms als greiser Analytiker verkörpert. In seiner Nähe verbreiten sich die Neurosen wie Viren – und keine Kur wird zu krude sein, wenn es gilt, sie zu bekämpfen. Als zwei-drei-vierbeiniges Rätsel der ödipalen Sphinx wandert Wilms auf der Suche nach seinen Erinnerungen durchs Bayerische Gebirge, begleitet vom souverän jammernden Georg Friedrich, seinem Schmerzensmann der Wahl. Man könnte meinen, hier solle nebenbei die problematische Geschichte der deutschen Psycho- und Neoanalyse nach 1933 im Gaggewitter verhandelt werden, aber es lohnt auch sich ein Blick auf den Familienkontext, den der Regisseur selbst mitbringt. Benjamin Heisenberg ist der Enkel des Physik-Nobelpreisträgers – und undurchsichtigen Atombombenforschers im nationalsozialistischen Deutschland – Werner Heisenberg (1901-1976). ÜBER-ICH UND DU beleiht alle verfügbaren Komödiengenres für eine Familientherapie der etwas anderen Art. Die Unruhe, die damit eigentlich verbunden sein mag, zeigt sich hier nur im Witz. RW

Quellen:
ÜBER-ICH UND DU (Regie: Benjamin Heisenberg, Deutschland 2014)